Der 17. Juni ist passé und wieder einmal konnten Nazis durch Dresdens Vorgarten trampeln, wenn auch wesentlich weniger ungestört als in den letzten Jahren.
In diesem Jahr startete die Gegendemonstration zum Naziaufmarsch unter dem Motto “Gemeinsam gegen den Naziaufmarsch” um 16 Uhr am Fritz-Förster-Platz. Dort warteten auch schon die ersten Polizeieinheiten mit allerlei Videoequipment und begannen sofort damit jeden, der sich erdreistet gegen Rassismus, Nationalismus und sonstigen braunen Dünnpfiff auf die Straße zu gehen, gründlich abzufilmen. Gegen 17 Uhr setzte sich die Demo dann mit gut 300 Teilnehmer_innen in Richtung Postplatz in Bewegung, wobei die Bullen weiter fleißig die Demospitze abfilmten. Unterdessen sammelte sich am Postplatz ein jämmerlich wirkender Haufen von gerade mal 100 (Neo-)Nazis, was wohl maßgeblich daran lag, dass dieses Jahr nur die NPD mobilisierte und nicht die Freien Kräfte. Während sich die 100 Braunen in ihrem Laufgitter bis 18 Uhr brav die Hinterbeine in den Leib standen, sammelten sich auf der anderen Seite zusammen mit den Teilnehmer_innen der Demonstration 900 Gegendemonstrant_innen. Das Gebrabbel der Nazis konnte – diesmal in Sicht- und Hörweite – mit Parolen, Pfiffen und lauter Musik übertönt werden, sodass die Aussenwirkung der Nazikundgebung gegen Null ging. Während der Proteste am Postplatz provozierten die Bullen weiter durch das Herausgreifen einzelner Gegendemonstrant_innen. Menschen, die sich mit den Herausgegriffenen solidarisierten und Auskunft fordern wurden herum geschubst und beleidigt. Die Polizei ließ es sich nicht nehmen die aufgelöste Demo an der Marienenstraße Ecke Annenstraße mit mindestens zwei Telezoomfotokameras, zwei Kamerawägen, und unzähligen Stabkameras massiv abzufilmen. Desweiteren versperrte die Polizei die Wege um zu anderen angemeldeten Kundgebungsorten zu kommen. Als sich Menschen auf den Weg zur Kundgebung Freiberger Str. machen wollten, wurden diese von einer wachsenden Bullenkette herum geschubst. Hier fehlte es an Schnelligkeit und Entschlossenheit und Mut zur Lücke aller Protestierenden.
Gegen 19 Uhr setzten sich die Nazis dann auf der Freiberger Straße in Richtung WTC in Bewegung. Der Protest musste fortan dezentral stattfinden, da die Bullen den schlecht besuchten Blockadepunkt und die Kundgebung auf der Freiberger Straße räumten. Die Polizei riegelte die Naziroute sukzessiv ab, Leute wurden von der Route abgedrängt und Gegendemonstranten mit Pfeffer- und Schlagstockeinsatz fern gehalten. Vereinzelt gelangten dennoch Gruppen von Antifaschist_innen auf die Naziroute, es gelang jedoch keine wirksame Blockade mehr, da dies von der Polizei sofort konsequent unterbunden wurde.
Kurz vor Ende der Demonstration wollte eine größere entschlossene Gruppe die Kreuzung am Dipoldiswalder Platz blockieren, doch die Bullen prügelten massiv auf Demonstrant_innen ein und versprühten großzügig Pfefferspray. Eine andere Gruppe prügelnder Bullen startete nun nochmal einen Angriff auf die schon verletzten Demonstrant_innen und warfen erneut Menschen zu Boden. Danach krachte es dann an der Ecke Budapester-Straße Marien-Straße, als einige Nazigegner_innen versuchten die vorbeiziehenden Nazis mit “Fallobst” zu garnieren, prügelten und pfefferten die Bullen wild um sich. 20 Uhr nahm der braune Spuk dann wieder am Postplatz sein Ende. Wir werten den Tag als Mobilisierungserfolg und bedanken uns bei den 900 Menschen, die sich an diesem Tag auf die Straße begeben haben und versucht haben, sich den Nazis in den Weg zu stellen und ihnen den Tag zu verderben. Laut Polizeiangaben waren 900 Polizist_innen eingesetzt, um den Haufen von nur 100 Nazis zu schützen. Jens Baur(NPD) bedankte sich auch im Anschluss der Demonstration durch Lautsprecherdurchsagen bei der Polizei, dass sie es ermöglichte den Aufmarsch der Nazis durchzuführen – tja, die ganze Welt hasst die Polizei. Die Stadt übt sich wie jedes Jahr darin möglichst weit in die andere Richtung zu gucken wenn braunes Pack auf Dresdens Straßen marschiert.
Wir bedanken uns beim EA, den Tickerleuten, den Demosanis und bei allen Leuten die mitgeholfen haben den antifaschistischen Protest am 17. Juni 2013 mit zu organisieren. Unsere Solidarität gilt den verletzen Menschen und denjenigen, die von Repression betroffen sind. Falls ihr Briefe von den Repressionsbehörden bekommt, meldet euch in der Dienstagssprechstunde ab 19 Uhr bei der Roten Hilfe Dresden.
Nächstes Jahr wird Dresden mit mindestens drei Naziaufmärschen konfrontiert sein. Gegenprotest zentral, sowie dezentrale praktische Umsetzungen können noch verbessert werden. Wir haben festgesgtellt, dass viele Menschen in Bezugsgruppen organisiert waren, was wir sehr begrüßenswert finden. Wir werden in einigen Monaten noch einmal versuchen Bezugsgruppen- und Blockadetrainings anzubieten, um bestehende Gruppen zu pimpen. Ankündigungen dazu folgen. Organisiert euch in antifaschistischen Zusammenhängen. Bildet euch, bildet andere, bildet Banden um effektiv gegen Nazis und ihre gesellschaftlichen Wurzeln vorzugehen.
Kein Gedenkmarsch!
Kein Tag der deutschen Zukunft!
Kein 17. Juni, Kein Meter, Kein Ort den Nazis!
Naziaufmärsche verhindern! Let´s fight together against fascism and racism!