Alle Jahre wieder! Am 1.Mai versuchen sich die Faschist_innen immer noch als die Vertreter_innen „der kleinen Leute“ zu profilieren. Wie jeden anderen Tag auch ist es wichtig am 1.Mai ihnen den öffentlichen Raum zu nehmen und Naziaufmärsche mit allen Mitteln zu verhindern. Jedoch halten wir es für genauso wichtig Alternativen zum Kapitalismus und zum parlamentarischen System aufzuzeigen um neofaschistischen Tendenzen entgegenzuwirken, die durch die sog. Krise und die offensichtliche Unzulänglichkeit von Politik und Wirtschaft darauf in humaner Art und Weise zu reagieren, gefördert werden. Doch diese Krise ist nichts anderes als eine systembedingte Rezession, die u.a. auf Kosten von Geringverdiener_innen, prekär beschäftigten Menschen und Erwerblosen überwunden werden soll. Dem etwas entgegenzusetzen bleibt für uns also genauso Teil des antifaschistischen Kampfes wie Nazis und Rechtspopulist_innen direkt zu begegnen.
In Dresden wird es wohl dieses Jahr keinen Naziaufmarsch geben, daher werden wir den Tag nutzen um zusammen mit dem Allgemeinen Syndikat Dresden und dem Libertären Netzwerk Dresden einen Impuls zu setzen, gegen Kapitalismus und für die Selbstorganisation von Schule, Betrieb und Kiez!
Kurzaufruf zur Libertären 1.Mai-Demonstration:
Wir kriegen nur wofür wir kämpfen! Organisiert Schule, Betrieb und Kiez!
An alle bezahlten und unbezahlten Hand- und Kopf-, Haus- und Reproduktionsarbeiter_innen, an alle Studierenden, Schüler_innen und Erwerbslosen, alle (Schein-)Selbstständigen ohne Angestellte – Wir fordern euch auf:
- organisiert euch in kämpferischen Basisgewerkschaften, die wirklich etwas an unserer Situation ändern wollen!
- schließt euch mit anderen Betroffenen gegen die Schikanen des Staates und seiner Institutionen (z.B. Jobcenter) zusammen!
- Lohnarbeitende, Erwerbslose und Hausarbeiter_innen, – verbündet euch gegen Arbeitszwang!
- organisiert nachbarschaftliche Hilfe und Strukturen, damit niemand mit Hausarbeit, Engpässen im Haushalt und der Betreuung von Kindern oder älteren Menschen allein stehen muss!
- bildet euch und andere!
- kämpft mit den Kolleg_innen in eurem Betrieb für bessere Verhältnisse!
- kommt zur libertären 1. Mai Demonstration:
am 1. Mai ab 12 Uhr am Theaterplatz in Dresden
Die Lohnabhängigen in ganz Europa kämpfen mit Massenarbeitslosigkeit, Sozialkürzungen, Wohnraumverteuerung und Ausweitung von Leih- und Zeitarbeit. Doppelte Krisenverlierer_innen sind dabei Menschen, die sich um Pflege, Erziehung, Betreuung etc. kümmern (müssen) – zumeist Frauen*. die entweder mit einer (oft prekären) Lohnarbeit doppelt belastet oder finanziell vom Lohn des_der Partner_in abhängig sind.
Auf die weltweit einbrechenden Absatzmärkte und den massenhaften Überschuss der Ware Arbeitskraft haben weder die parlamentarische noch die zentralgewerkschaftliche Linke eine Antwort. Stattdessen ringen sie, nationaler Standortlogik folgend, darum, die Löhne in ihren Ländern zu verbilligen, um sie für Unternehmen attraktiv zu halten und versuchen, uns Reallohnsenkungen und Betriebsschließung als notwendige Übel zu verkaufen. Dazu kommen zusätzliche Belastungen durch Kürzungen im sozialen Sektor, so dass wir neben unseren Jobs noch zunehmend die Pflege und Betreuung junger, älterer und kranker Menschen schlecht- oder unbezahlt übernehmen müssen.
War unser Leben bis jetzt mit alltäglicher Überlastung, in ständiger Sorge um ein halbwegs auskömmliches Gehalt, in Angst vor Sperrungen durchs Arbeitsamt und eine Verteuerung unserer Wohnung schon unerträglich genug, so zeigt das Beispiel Griechenlands, wie schnell auch in Europa die Bedingungen deutlich härter werden können und es ums nackte Überleben geht. Wagten wir uns vorher nicht, den Kapitalismus als Ganzes anzugreifen und unsere Lebens- und Arbeitsverhältnisse grundsätzlich neu zu strukturieren, so wird es mit der neuesten systembedingten Krise des Kapitals doch zwingende Notwendigkeit.
In vielen Ländern Europas haben sich gegen die Krisen-Entwicklungen in den letzten Jahren Massenbewegungen formiert. Über zwei Dutzend regionale und landesweite Generalstreiks hatte Europa in den Jahren 2011 und 2012 zu verzeichnen, Höhepunkt war der gleichzeitige Generalstreik in fünf europäischen Ländern am 14. November letzten Jahres. Mit diesen Formen der kollektiven Arbeitsverweigerung protestierten Millionen von Menschen gegen die arbeiter_innenfeindlichen Reformen, die im Zuge der Spardiktate durchgepeitscht wurden. Gerettet wurden immer nur Banken, Staaten und Unternehmen – nicht die Menschen. Dabei bereiten viele Protestierende schon jetzt mit direkten Aktionen möglichen alternativen Wirtschaftsformen den Weg. In Griechenland sind seit Jahren Betriebsübernahmen in kollektive Selbstverwaltung üblich geworden, so arbeiten mittlerweile z.B. Stahlwerke, Baustofffabriken, Agrarbetriebe und Krankenhäuser ohne Chef_innen in Selbstbestimmung der Arbeitenden. In Spanien kommt es immer wieder zur Besetzung von brachliegendem Land, außerdem ging der erste Generalstreik 2011 von anarchosyndikalistischen Basisgewerkschaften aus. Diese arbeiten mit ihren Organisationen auf die gesamte Übernahme der gesellschaftlichen Arbeit in kollektive Selbstverwaltung ohne Geld, Warenwert, Staat und Parteien hin.
Gleichzeitig gewinnen jedoch auch faschistische Bewegungen und autoritäre Regime in Europa wieder zunehmend an Bedeutung. Ob diktatorische Regierungen wie in Weißrussland oder Transnistrien, Pogrome und Regierungsbeteiligung faschistischer Parteien in Ungarn oder mordende Nazibanden Hand in Hand mit der Polizei wie in Griechenland und Italien – Neben der ökonomischen Notwendigkeit zu einer sozialen Revolutionierung unserer Gesellschaften ergibt sich für die progressiv denkenden Teile der europäischen Bevölkerung auch mehr und mehr eine politische Notwendigkeit, rechten Populist_innen mit freiheitlichen Konzepten zuvor zu kommen.
Auch wenn verschiedenste Neo-Naziaufmärsche zeitgleich mit unserer Mai-Demonstration statt finden, halten wir es daher für nötig, eigene Inhalte und Akzente zu setzen. Unser Demonstrationsziel ist es, über heutige Wege der Organisationen in Betrieb, (Hoch-)Schule, auf dem Amt, in der Nachbarschaft und zu Hause zu informieren und Wege in eine Gesellschaft ohne Lohnarbeit und staatliche Unterdrückung aufzuzeigen.
Organisiert euch in anarchistischen Projekten, Initiativen und Gewerkschaften!
Für ein freies und respektvolles Leben für alle!